Seit einiger Zeit zeichne ich mich als hybrider Designer & Entwickler aus. Viele Jahre lang habe ich mich klassischerweise nur auf einen der beiden Bereiche konzentriert: Design.
Bevor ich dir einige der Hauptgründe nenne, wieso ich als Designer programmieren gelernt habe, möchte ich zunächst ein wenig über mich und meinen bisherigen Werdegang erzählen. Ich arbeite seit 2009 im Bereich UX/UI & Web Design. Ich war sowohl auf Agentur- als auch auf Unternehmensseite tätig und habe für Unternehmen jeglicher Größen gearbeitet, von Start-ups bis hin zu weltweit agierenden Konzernen. Dadurch habe ich nicht nur viele wertvolle Einblicke bekommen und reichlich an Erfahrung gewonnen, sondern ebenso in Teams jeglicher Größe und Konstellation gearbeitet.
Dabei habe ich sehr früh ein sich wiederholendes Muster erkannt und festgestellt, dass ich als Designer sehr stark von anderen Personen abhängig bin. Insbesondere von Entwickler:innen. Denn das typische Endprodukt eines klassischen UI/Web-Designers befindet sich meist in einem Layout-Tool, wie z.B. Figma, Sketch oder Adobe XD. Oft ist es ein statisches Design oder ein interaktiver Prototyp, häufig in Verbindung mit einer Dokumentation.
Das war mir persönlich zu wenig. Ich wollte mehr bewirken.
Meine persönlichen Gründe, die mich überzeugt haben, als Hybrid zu arbeiten.
1. Keine Abhängigkeit mehr von anderen Entwickler:innen
Als klassische:r UX-, UI- oder Web-Designer:in erarbeitet man Konzepte und Entwürfe – nie fertige Lösungen. Damit man ein Endergebnis hat, das auch tatsächlich genutzt werden kann, benötigt man Entwickler:innen zur Umsetzung. Diese Abhängigkeit habe ich heute nicht mehr. Ich entwickle ein Konzept und ein Design und kann es genau nach meinen Vorstellungen umsetzen. Bis in’s kleinste Detail. Ich spare mir also die Korrekturschleifen mit anderen Entwickler:innen.
2. Beschleunigung meiner Prozesse
Einige Prozesse werden deutlich schneller, wenn man sowohl über Design- als auch über Entwicklungskompetenz verfügt. Ich kann Designkonzepte direkt auf ihre technische Machbarkeit prüfen oder sie gleich so entwerfen, dass die Umsetzung den technischen Gegebenheiten entspricht. Einige Schritte kann ich sogar überspringen, weil ich sie nicht erst im Design anlegen muss, sondern sie direkt im Code umsetzen kann.
3. Mehr Verantwortung übernehmen
Ich wollte mehr Einfluss auf die Ergebnisse haben und eine aktivere Rolle bei der Ausarbeitung der Projekte spielen. Also begann ich, meine Fähigkeiten zu erweitern, um mehr zu lernen, mehr zu übernehmen und um zu wachsen. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn du in flexiblen Teams arbeitest oder freiberuflich tätig bist.
4. Bessere Ergebnisse
Ich habe bereits mit sehr vielen unterschiedlichen Entwickler:innen zusammengearbeitet. Viele von ihnen sind nicht unbedingt auf die visuelle Umsetzung von Designs spezialisiert und haben daher kein besonderes Gespür für Design. Das ist auch völlig in Ordnung, weil ihr Schwerpunkt einfach woanders liegt. In einem Projekt führt das aber dazu, dass Designs nicht exakt umgesetzt werden. Dadurch werden Prozesse komplizierter und dauern unter Umständen länger. Da ich die Umsetzung der Entwürfe selbst übernehme, kann ich die gewünschte Qualität exakt umsetzen.
5. Vielseitigkeit
Es ist natürlich eine persönliche Entscheidung, ob man sich lieber auf ein Thema spezialisiert und mit sich wiederholenden Arbeitsschritten zufrieden ist, oder ob man sich etwas breiter aufstellt, um abwechslungsreichere Aufgaben zu haben. Dadurch, dass ich sowohl als Designer, als auch als Entwickler und als Hybrid arbeiten kann, habe ich die Möglichkeit, verschiedene Rollen in Projekten einzunehmen und entsprechend abwechslungsreiche Aufgaben zu übernehmen.
6. Gesamtlösungen anbieten
Besonders als Freelancer oder als Angestellter in kleineren Unternehmen ist es ein großer Vorteil, wenn man Gesamtlösungen anbieten kann. Durch meine Fähigkeiten im Design und in der Entwicklung, kann ich Kunden ein Komplettpaket anbieten. Ich benötige also nicht unbedingt eine:n Partner:in zur Umsetzung.
7. Neue Lösungsansätze
Die technische Umsetzung von Designs ist ein gänzlich anderer Arbeitsprozess als das Konzipieren und Gestalten von Designs. Das führt dazu, dass man bei Problemen andere Wege gehen muss, um Lösungen zu finden. Diese Lösungsansätze helfen mir auch bei konzeptionellen und gestalterischen Fragen, so dass ich diese Probleme gedanklich anders angehen kann.
8. Eigene Projekte umsetzen
Die meisten Designer:innen haben irgendwann Ideen für eigene Projekte. Vielleicht eine eigene individuelle Website oder eine App. Wenn du Programmierfähigkeiten entwickelst, kannst du genau die Sprachen lernen, die du für deine eigenen Projekte brauchst. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du Side Projects realisierst, die dich persönlich erfüllen und weiterbringen.
9. Bessere Entscheidungen
Da ich genau weiß, wie ein Design in der Programmierung aufgebaut wird, kann ich schnellere und bessere Entscheidungen treffen. Ich gehe den Code gedanklich direkt durch, wenn ich ein Design anlege. Das hilft mir schneller zu beurteilen, ob ein Entwurf für die Umsetzung geeignet ist und wie ich ihn vielleicht noch optimieren kann.
10. Besseres Verständnis
Wenn du dich mit Themen der Programmierung beschäftigst, wirst du automatisch andere Entwickler:innen besser verstehen. Es kann dir schon helfen, wenn du dir zunächst nur oberflächliches Wissen aneignest. Du sprichst die gleiche Sprache wie Entwickler:innen, kannst besser nachvollziehen, wie sie arbeiten, welche Anforderungen sie haben und du verstehst bestimmte Prinzipien und Modelle besser.
Zusammenfassung
Als Designer habe ich mich bewusst dafür entschieden, Programmieren zu lernen. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich dadurch mehr Möglichkeiten habe, mehr Verantwortung übernehmen kann, effizienter arbeite und bessere Ergebnisse erziele.
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich nicht auch mit anderen Entwickler:innen zusammenarbeite. Gerade bei größeren Projekten ist es sinnvoll, im Team mit anderen Entwickler:innen zu arbeiten.
Ebenso gibt es viele unterschiedliche Schwerpunkte als Entwickler:in. Ich habe mich insbesondere auf die Frontend-Entwicklung spezialisiert, also vereinfacht gesagt auf die Umsetzung von Designs und interaktiven Animationen. Wenn es um Themen wie Schnittstellen (APIs), Datenbanken oder die Anbindung an Content Management Systeme geht, ist meistens mindestens eine Backend-Entwickler:in mit im Team. So kann ich mich weiterhin auf das konzentrieren, was ich am besten kann. Individuelle Konzepte und Designs entwickeln und umsetzen.